Gewaltfreie Kommunikation, Coaching, Mediation in Hamburg.

Brandgänse

Letzte Woche, in Norddorf auf Amrum sprach mich ein Mitarbeiter des NABU an, er betreute dort einen Informationsstand. Da ich solchen Mitglieder-werbenden Ständen grundsätzlich aus dem Weg gehe, versuchte ich mit der wenig kreativen Notlüge „ich bin schon Mitglied“ der ungewollten Werbeaktion aus dem Wege zu gehen. Interessanter Weise passierte das Gegenteil von dem, was ich erreichen wollte, und der Herr bat mich darum, an einer Aktion zum Zählen von Brandgänsen mitzumachen. Der Flyer, den ich in die Hand gedrückt bekam, trug den lauten Titel „Die Brandgänse verschwinden!“ und „Wo ist die Brandgans???“

Brandgans; (c) Christel Sohnemann


Das Zählen von Brandgänsen wiederum war nun zu dem Zeitpunkt (Mitte August) eine äußerst sinnlose Aktion, den Brandgänse befinden sich dann alle (!!!) an einem vor natürlichen Feinden geschützten Ort (wo das ist, werde ich nicht verraten, es soll geschützt bleiben) und mausern dort komplett einmal durch. D.h. sie benötigen 4-6 Wochen für die Mauser, verlieren in der Zeit ihre Schwungfedern und sind flugunfähig.

Ich hatte erwartet, dass einem Mitarbeiter einer Umweltschutzorganisation solch ein spezielles Verhalten von so wunderschönen (werbetauglichen) Tieren durchaus bewußt ist. Dem war offensichtlich nicht so. Ich teilte also dem Herrn, der mich aufgefordert hatte an der Zählaktion teilzunehmen, die Sinnlosigkeit eines solchen Unterfangens mit (0 Tiere doch ich weiss, wo sie sind) und klärte ihn über das Verhalten dieser Spezies auf. Ornithologische Zählaktionen machen übrigens nur Sinn, wenn sie nicht über einen langfristigen Zeitraum gestreckt sind, Vögel sind einfach sehr agil und viel unterwegs und würden sonst gern mehrfach gezählt. Tut man es doch, sind die Zählungen statistisch einfach nicht aussagekräftig.

Mich hat diese Begegnung schon ein bisschen traurig gestimmt: ich habe den NABU bisher für einen recht seriöses Naturschutzverband gehalten und er befand sich auf meiner Liste an Organisationen, die ich mir näher anschauen wollte um sie zu unterstützen.

Diese Begegnung allerdings riecht für mich nun danach, dass wieder ein hübsches, werbewirksames Tier genommen wird, um so Mitglieder zu gewinnen, um Publicity zu machen, um Beiträge zu erheben (und wenige Arbeitsplätze damit zu finanzieren), um Dinge sehr sehr einseitig zu betrachten.

Und dann fällt mir auch noch die Geschichte mit den Krähen (stehen auch unter Naturschutz) in Niebüll ein und was dieser Ort schon alles unternommen hat, um einer Plage Herr zu werden….

Umweltschutz bedeutet eben auch zu erkennen, dass es ein ökologisches Gleichgewicht gibt, dass Dinge im Zusammenhang stehen und das wir Arten nur dann in unseren Breiten halten und wieder ansiedeln können, wenn wir ihr Verhalten genau kennen und ihnen die Lebensräume geben, die sie benötigen. Wie immer müssen wir auch dabei ein System betrachten, müssen Ursachen und Auswirkungen betrachen und Konsequenzen bedenken.


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