Gewaltfreie Kommunikation, Coaching, Mediation in Hamburg.

Der Andere und ich – ich und der andere

Habe neulich ein sehr schönes Akquise Gespräch mit einem Kunden geführt. Es ging um eine Auftragsklärung und ich freue mich wirklich, wenn ich den Auftrag ausführen kann. Es ist eine Software-Abteilung in einem großen Unternehmen und dieses Unternehmen stellt Maschinen her – also Geräte, in denen Mechanik, Elektronik und eben auch Software steckt. Mein Ansprechpartner ist Leiter der Software Abteilung und während unseres wirklich sehr bereichernden Gesprächs sagte er den Satz: „irgendwann werden wir von der Software das sowieso übernehmen und gewinnen.“

Dieser Satz hat mich erschrocken. Er ist für mich ein Schlüssel für etwas, was ich in vielen Unternehmen wahrnehme: interne Konkurrenz. Oft wird es gar nicht so betitelt, ich vermute sogar, es ist so oft gar nicht bewußt. Doch es äußert sich für mich in solchen oder ähnlichen Sätzen. Es existieren Konflikte, oft werden sie nicht ausgesprochen. Woher kommt diese Konkurrenz? Und wieso sollte der eine etwas vom anderen übernehmen, wieso sollte er überlegen sein? Welcher Wettkampf steckt dahinter?

Mich machen solche Sätze traurig. Für mich ist es so, dass in solchen Konflikten, in solchem Konkurrenzdenken sehr viel Energie aufgewendet wird, die in einem Gegeneinander eingesetzt wird und die damit destruktiv ist. Diese Energie wird leider nicht konstruktiv genutzt.

Für mich ist es immer wieder bereichernd, genau das Gegenteil davon zu erleben: eine positive, konstruktive Energie, die sich ergibt, wenn viele unterschiedliche Branchen, Menschen und Kulturen an derselben Sache arbeiten und jeder sich mit dem einbringen kann, was er kann -und gleichzeitig bereit ist, dem anderen seins zuzugestehen. Dann ist für mich echtes Wachstum möglich, dann entstehen Räume für neues. Wenn unterschiedliche Denk- und Verhaltensansätze, unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen, sie miteinander Dinge gestalten und jeder dem anderen mit Wertschätzung und Achtung gegenüber tritt, dann ist Platz für ein gemeinsames Lernen und Wert-schöpfen.

Ich frage mich, woher diese Abgrenzung kommt, die aus einem Konkurrenzdenken und „gewinnen wollen“ entsteht. Ich vermute dahinter ein Sicherheitsbedürfnis und das die Abgrenzung eine Schutzfunktion erfüllt. Schutz vor dem Unbekannten, vielleicht auch Angst davor, etwas nicht zu wissen, Angst vor Nicht-Akzeptanz, Unsicherheit gegenüber dem Anderen. Dabei geht es dem Anderen ja auch nicht anders – für ihn bin ich anders, in einer anderen Branche zu Hause oder komme aus einer anderen Kultur, für ihn habe ich einen anderen Hintergrund. Die Unsicherheit ist also beidseitig und wird erst überwunden, wenn einer wirklich den ersten Schritt geht, sich traut und neugierig genug ist. Wenn einer darum weiss, dass wahre Kreativität nur entsteht, wenn ganz unterschiedliche Menschen achtsam und wertschätzend aufeinander zu gehen und bereit sind, voneinander zu lernen.


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