Gewaltfreie Kommunikation, Coaching, Mediation in Hamburg.

Pacha Mama

Parinacotta Vulkan in der Alti Plano. (c) Christel Sohnemann

 

Ich habe vor einigen Jahren Chile bereist und ich war damals auch in der Alti Plano unterwegs, es ist eine Hochebene ganz im Norden des Landes, östlich von Arica, nahe der Bolivischen Grenze. Dort beginnt die Vegetation ab ca. 2000m Höhe mit Baumkakteen, ab 3200m Höhe wird es richtig grün und es gibt phantastische und erstaunliche Flora und Fauna zu bewundern. Ich hatte dort sehr wunderschöne und bereichernde Begegnungen mit Menschen, die dort auf ca. 4000m Höhe leben und das in sehr kargen, sehr einfachen Verhältnissen. Ich lernte viel über die Menschen dort, über das, was ihnen wichtig ist und wie es ihnen geht. Einer der Brauchtümer, die ich dort erleben durfte, umschreiben die Leute dort mit Pacha Mama. Dies läßt sich am besten mit „Danke, Mutter Erde“ übersetzen, auch wenn eine Übersetzung natürlich die tatsächliche Intensität eines solchen Segens nie genau trifft. Bei diesem  Brauchtum geht es darum, mit getrockenen Kokablättern (sie sind in der Höhe sehr wichtig, denn das Kauen der Blätter beugt Höhenkrankheit vor) die Erde, die Mitreisenden, das Fahrzeug zu bestreuen und damit überhaupt alles wichtige, was einen umgibt und alle Begegnungen und alle lebenswichtigen Dinge, zu segnen und für diese Existenz zu danken. Es drückt eine tiefe Verbundenheit und Dankbarkeit mit etwas Höherem und mit der Erde, die uns trägt, aus. Es erinnert jeden der Beteiligten daran, welch tolles Wunder es ist, in dieser Welt, dieser Umgebung, auf diesem Planeten zu existieren. An diesen Brauchtum, an Pacha Mama, musste ich nun denken als einen 100%igen Kontrapunkt, bei all den Bildern und Berichten, die mir aus Japan begegnen.

Ich las gestern diesen Artikel auf sueddeutsche.de und dort wird sehr deutlich beschrieben, was rein technisch und physikalisch in Fukuchima passieren könnte. Und dann meine Frage: wie gehen wir mit unserem Planeten um? Ich spüre meine Ohnmacht, meine absolute Handlungsunfähigkeit und eine abgrundtiefe Traurigkeit darüber, wie achtlos, wie sorglos wir diesen Planeten behandeln, der uns trägt. Und mit den Konsequenzen, die unser Handeln haben kann, sehe ich keine Fluchtmöglichkeit, kenne keinen Ausweg. Ausgeliefert einer blinden Technikgläubigkeit und mit tiefen Zweifeln, dass Politiker durch ihr derzeitiges Handeln nicht eher Wahlkampf denn Schutz gegenüber den Bürgern betreiben. Ich nenne es totale Ohnmacht und Verzweiflung und es macht mich richtig wütend.

Denn nach wie vor: die Erde ist mein Lieblingsplanet. Dieses Wunder der Schöpfung, dieser phantastische Zufall zu dieser Zeit auf dieser Erde in dieser Umgebung aufgetaucht zu sein und zu existieren möchte ich, gesund und lebensverbunden, längstmöglich genießen.

So – wozu dieser Artikel? Um meinen Schmerz und meine Traurigkeit auszudrücken über das, was ich wahrnehme und spüre bei all den Berichten und Bildern. Und für ein Plädoyee für eine größere Bewußtheit, für eine größere Aufmerksamkeit, vielleicht auch für eine größere Spiritualität. Welche Konsequenzen hat unser Handeln und bin ich bereit, diesen Preis zu zahlen? Es ist kein Plädoyee für „zurück auf die Bäume, ab in die totale Kargkeit“. Doch es ist eine Aufforderung, sich die Konsequenzen des eigenen Handelns bewußt zu machen. Und deshalb mach ich jetzt z.B. den Rechner aus – auch wenn der dadurch eingesparte Energieverbrauch gering ist. Es sind auch die kleinen Schritte, die zählen.


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