Gewaltfreie Kommunikation, Coaching, Mediation in Hamburg.

Gast auf Erden

Achtung, dieser Artikel ist keine Werbung, in keinen Fall bezahlte Werbung, könnte aber als Werbung verstanden werden.

Ich werde gelegentlich gefragt, was ich so tue, um mein Konsumverhalten nachhaltiger zu gestalten. Und weil das vielleicht interessant ist für weitere Menschen und sie davon lernen könnten, schreibe ich das hier auf. Es ist ein bisschen was zusammen gekommen in den letzten Jahren.

Gleich vorweg: ich möchte hier keinen Dogmatismus verbreiten, jede Person kann das so machen, wie sie es für passend hält, ich will niemanden bekehren oder überzeugen. Ich möchte nur mein Wissen teilen. Wenn du weitere Ideen hast, schreibe sie mir gerne als Kommentar.

Seit einiger Zeit achte ich vermehrt darauf, welche Produkte ich konsumiere, woher sie kommen, woraus sie bestehen, was damit passiert, wenn ich fertig bin und die Produkte oder Teile davon nicht mehr benötigt werden.

Ganz generell versuche ich so zu leben, als sei ich Gast dieses Planeten. Wenn ich irgendwo zu Gast bin, insbesondere bei Gastgebern, die mir sehr sympathisch sind, versuche ich mich so zu verhalten, dass mein Gastgeber möglichst wenig Mühe mit mir hat, dass ich möglichst wenig „zur Last falle“, wie vielleicht eine etwas altertümliche Ausdrucksweise sein könnte. Das ist so ganz generell das Leitbild, die Erde als mein Lieblingsplanet ist mir äußerst sympathisch, ich finde sie und die Natur großartig. Deswegen also Gast auf Erden. Kann man ja mal drüber nachdenken, was das alles so umfasst, was das bedeuten könnte in seinen Konsequenzen.

Es gibt so ein paar Leitgedanken, auf die ich immer mehr achte bei meinem Konsumverhalten. 

  1. Ich lerne ständig dazu. Ich bedauere oft, dass ich manche Sachen sehr spät lerne, aber ich versuche mich nicht dafür zu verurteilen, dass ich früher vielleicht sorgloser war mit manchen Dingen. Jetzt lerne ich, jetzt kann ich etwas verändern. Es ist nicht zu spät, überhaupt anzufangen. Dazulernen heißt für mich auch: ich informiere mich ständig. In Blogs, in Artikeln, es gibt ein paar ganz gute Verbrauchersendungen in der NDR Mediathek, Stiftung Warentest macht ein bisschen was, es gibt Zeitungen usw. Ich bin eher links eingestellt, also lese ich eher so etwas wie die Süddeutsche, die TAZ, seltener Die Zeit, gelegentlich DLF, noch seltener den Spiegel. er ist mir meist schon zu reißerisch. NDR finde ich manchmal gut, aber auch andere regionale dritte Programme haben ganz gute Verbrauchersendungen und Dokumentationen. 
  2. Regionale Produkte: ich versuche in meinen Konsum die Logistik des Produkts mit einfließen zu lassen. Lange Transportwege haben hohen Energiebedarf. Wenn dann das Produkt womöglich trotzdem zu billigen Preisen verkauft wird, kann man recht schnell darauf schließen, dass es mit der Qualität nicht so dolle sein kann.
  3. Saisonale Produkte: Ich bin auf dem Lande aufgewachsen, deswegen ist mir sehr bewusst, welches Obst und Gemüse zu welcher Jahreszeit geerntet wird. Alles, was gegen die Saison läuft, hat entweder große Transportwege (Energiebedarf!) oder wird in Gewächshäusern gezüchtet (auch hoher Energiebedarf, außerdem kein natürliches Licht, Boden, Wind).
  4. Nachhaltig, ökologisch produziertes: Demeter und Bioland Produkte dürfen am wenigsten Zusatzstoffe enthalten und haben die strengsten Richtlinien. EU-Biosiegel ist das gleiche wie das alte dt. Biosiegel und hat weniger strenge Richtlinien. Alle „Bio-Siegel“ als Eigenmarken von Firmen oder sogar Discountern sind erstmal Eigenmarken und ohne Aussage. Wichtig auch an der Stelle: wer überprüft und wer zertifiziert. Von Produzenten bezahlte Zertifizierungsstellen zertifizieren erstmal das, von wem und wofür sie bezahlt werden. Da sie auch Geld verdienen wollen, ist ihr Zertifikat lange nicht so viel wert wie das unabhängiger Zertifizierungsstellen. Gleiches gilt für Tests von Produkten.
  5. Nachverfolgbarkeit der Produkte: wo kommt das, was ich konsumieren möchte her? Ist es wirklich regional nachhaltig? Oder gibt es lange Zwischenhändlerketten? Je länger die Transportkette, desto unwahrscheinlicher ist eine ökologisch-nachhaltige Produktion. Ganz einfach, weil weite Wege die Nachprüfbarkeit erschweren.
  6. Wie groß ist die Schadstoffbelastung für die Umwelt, beispielsweise durch Chemikalien in Reinigungsmitteln oder bei der Herstellung des Produkts bzw. bei dessen Entsorgung.
  7. Eigene Verpackungen verwenden, möglichst auf Verpackungen von Produkten verzichten. Wenn doch Verpackung, dann möglichst weiterverwertbare oder recycelbare Verpackung. Unternehmen bzw. Marktbeschicker, welche das Einfüllen der Ware in selbst mitgebrachte Verpackungen (z.B: Dosen, Beutel, usw.) verweigern, boykottiere ich.
  8. Was passiert mit dem Produkt oder der Verpackung, wenn ich es nicht mehr brauche? Produziert es dann Plastikmüll? Kann es weiterverwendet werden? Kann es jemand anderes weiter verwenden? Kann es entsorgt werden?
  9. Auf einige Hersteller komplett verzichten, weil sie entweder eine Politik betreiben, die ich nicht unterstützen möchte oder weil sie mit Lieferanten zusammenarbeiten, die Dreckschleudern sind, Kinderarbeit fördern oder in anderer Weise verbrecherisch agieren. Dazu gehören für mich z.B. Nestlé und Arla. 
  10. Auf Palmölhaltige Produkte verzichten. Wegen des billig herzustellenden Palmöls werden Regenwälder abgeholzt, was z.B. Orang Utan die Lebensgrundlage entzieht. 
  11. Auf Fertigprodukte verzichten und selbst kochen, backen, herstellen.

Diese Leitgedanken stelle ich mir inzwischen immer öfter, in den allermeisten Fällen sind sie mir selbstverständlich geworden, bevor ich etwas erwerbe. 

Und dann habe ich in den letzten Jahren immer mehr Produkte, die ich benutze, verändert und darauf angepasst bzw mein Verhalten darauf eingestellt.

Obst, Gemüse

Saisonales und regionales Obst und Gemüse. Wenn möglich auf dem Wochenmarkt kaufen. Keine Plastiktüten. Eigene Baumwollbeutel verwenden, z.B. eigenen „Kartoffelbeutel“. Zusammenpacken lassen, was zusammengepackt werden kann: Zwiebeln auf Kartoffeln oder Karotten und daheim auseinander sortieren. Papiertüten zur Verpackung wenn nötig, diese auch leer wieder mit zum Einkaufen nehmen und wiederverwenden.

Bei Obst & Gemüse lässt sich i.d.R. komplett auf Verpackung verzichten. 

Käse, Wurst, Fleischwaren

Auf dem Wochenmarkt erwerben. Eigene Verpackungen mitnehmen und die Waren in die Verpackungen füllen lassen.  

Fisch

Mag ich ja gar nicht gerne. Und bei den Meeren voller Plastik muss ich auch keinen Fisch essen. Auf Lachs würde ich komplett verzichten, weil er industriell gezüchtet wird. Chile ist einer der größten Lachsexporteure der Welt. Lachs selbst ist aber ein Fisch, der natürlich nur auf der Nordhalbkugel vorkommt. Ich bin an den Lachsfarmen vor ein paar Jahren vorbeigeschippert, es ist widerlich. Der Meeresboden ist von Kot verseucht, da wächst nichts mehr, und die Fische werden auf engstem Raum in Käfigen gehalten und mit Antibiotika vollgepumpt, damit sie nicht krepieren in dieser für sie unnatürlichen Umgebung. Wenn ich Fisch essen würde, würde ich eher solchen essen, der nur in frischem möglichst sauberen Fliessgewässern leben kann. also z.B. Forelle oder Zander. Krabben nur lokal gepult oder selbstgepult. Ggf. Matjes, aber eigentlich auch eher nicht.

Brot, Brötchen

in einen eigenen Baumwollbeutel füllen lassen. Kaufe ich nur noch von der Braaker Mühle, da dies eine Biobäckerei ist und das Getreide selbst mahlt, meist mit Windenergie. Kuchen auch gelegentlich von dort, dann meist in Papier verpackt.

Molkereiprodukte

Es gibt ein paar regionale Michlieferanten, z.B. de Öko Melkburen, oder auch der Hamfelder Hof. Leider liefern sie immer noch in Karton aus. Da der Karton auch Plastikanteile enthält und mir Verzicht auf Plastik derzeit wichtiger ist, nehme ich diese Produkte nicht. Ich kaufe Milch in Pfand-Glasflaschen, genauso bei Joghurt. Es gibt dafür 1-2 herkömmliche Hersteller; im Bioladen gibt es auch Bioprodukte in Pfandglasflaschen. 

Ich versuche auf Produkte von Arla zu verzichten und bevorzuge ökologisch nachhaltige Produkte aus der Region. Kerrygold aus Irland geht auch noch (denke ich im Moment, kann sich aber auch noch ändern). 

Sahne und Buttermilch gibt es in Pfandglasflaschen im Bioladen. Sahne dann auch ohne Carrageen. Generell auf Carrageen verzichten, da es noch nicht ausgeschlossen ist, dass es eben doch krebserregend ist. 

Eier vom Wochenmarkt, mind. Freiland oder sonst Bio.

Getränke

Tee gibt es von der Teekampagne oder von Sonnentor. Leitungswasser läßt sich sehr gut trinken, das ist das am stärksten kontrollierteste Lebensmittel überhaupt. Saft aus Glasflaschen. Apfelsaft natürlich aus Direktsaft. Apfelsaftkonzentrat kommt aus China, ich weiß nicht, was die da alles mit machen, also konsumiere ich es nicht. Äpfel sind DAS regionale Obst, kann man gut als regionales Produkt in allen möglichen Formen, also auch Saft, nehmen. Mineralwasser wegen des Sprudels, für den Fall, dass ich Schorle trinken möchte, aber nur aus Glaspfandflaschen, möglichst regionale Quellen verwenden. Wein: nichts aus Übersee, wegen des hohen Energiebedarfs beim Transport. Bier: gibt es genug lokal, natürlich in Glaspfandflaschen. 

Kosmetikartikel

Ich benutze Haarseife, weil sie kein Mikroplastik und kein Palmöl enthält. Ich verwende dazu Olivenöl Seife aus Aleppo mit Rosmarin, gibt es im Reformhaus. Ansonsten nehme ich Seifenstücke, auch ohne Palmöl und ohne Mikroplastik. Da versuche ich nur Produkte zu nehmen, die maximal in Papier eingepackt sind. Herkömmliche Flüssigseifen, Duschzeugs, Shampoos enthalten nahezu alle Mikroplastik – damit es besser schäumt. Das Zeug lässt sich aber aus dem Wasser nicht mehr rausfiltern und gelangt so in die Nahrungskette.

Ansonsten versuche ich eher Bioprodukte zu verwenden, da die aber schnell Neurodermitisschübe verursachen können, bin ich vorsichtig. Dr. Hauschka vertrage ich super, Weleda-Produkte meistens auch.

Reinigungsprodukte

Da verwende ich eher Produkte, die vollständig oder überwiegend biologisch abbaubar sind. Hier ist es am schwierigsten, auf Plastikverpackungen zu verzichten, aber wenigstens gibt es meist Nachfüllbeutel.  Essigessenz lässt sich auch sehr gut zum Reinigen verwenden, dies gibt es auch in Glasflaschen. Ich will demnächst mal Waschmittel aus Kernseife und Sodapulver herstellen, ich werde berichten.

Logistik, Transport

Fahrradfahren, ist klar, ich bin meist zu faul zum Laufen. Für größeren Transport habe ich einen Fahrradanhänger, mit Seitendeichsel und Abdeckung, leicht und zusammenfaltbar. Es passen mind. 2 Getränkekisten hinein. Alles, was zu weit ist, mit der Bahn oder Bussen. ÖPNV Ticket. Zur Not Carsharing. Fliegen eher nicht.

Garten

Biosaatgut nehme ich entweder von Dreschflegel aus Witzenhausen oder vom Biohof Jeebel, beides per Versand. Bei beiden gibt es Gemüse und Blumensaat von regional wachsenden Produkten, insbesondere auch Saatgut von alten Sorten. Alte Sorten finde ich aromatischer, meist sind sie Insektenfreundlicher.  Außerdem hat diese Saat eine sehr hohe Keimkraft, es ist kaum Verlust. Bäume und Sträucher, auch Stauden gibt es von Baumschule Horstmann aus Elmshorn. Das bedeutet kurze Transportwege und sie verpacken dort alles nachhaltig: in Pappe und Stroh, wenn man den ökologischen Versand wählt. Außerdem bin ich mit den Produkten sehr zufrieden. Stauden gibt es auch vom Wochenmarkt. Gartengeräte kann man auch gebraucht bekommen auf Tauschbörsen, bei nebenan.de, bei Gartenauflösungen. 

Blumen, Stauden, Sträucher, Gehölze sollten bei mir Insektenfreundlich sein, das bedeutet also auch regional. Ich versuche Sorten zu kombinieren, so dass das ganze Jahr über eine Insektenweide im Garten zur Verfügung steht. Bei Blumen heißt das ganz generell: regionales mit ungefüllten Blüten. Wunderbare Erfahrung mache ich mit Kräutern: wenn man sie lange genug im Jahr stehen lässt, z.B. Oregano, Melisse, Basilikum, gibt es auch noch Bienenweide im Spätsommer. 

In den meisten Fällen kommt man im Garten ohne Pestizide oder Fungizide aus. Z.B. Lavendel mit Rosen zusammen setzen, das vertreibt die Blattläuse an den Rosen. z.B. Kartoffeln und Tomaten möglichst weit auseinander setzen, das hält die Braunfäule von den Tomaten fern. Dill ist gut gegen Ungeziefer im Gemüsebeet bzw. Raupen im Kohl, Schnecken mögen keine Zwiebeln, Knoblauch oder Lauch. Um nur mal ein bisschen zu nennen.

Erde anreichern mit Kompost, ich nehme gerne Pferdemist. Auch Grasschnitt, Stroh, Laub im Herbst usw. lassen sich verwenden zum Anreichern von Erde und auch um empfindliche Pflanzen vor Frost zu schützen.

Textilien

Vorzugsweise ökologisch abbaubare, natürliche Materialien: Baumwolle, Wolle, Leinen, evtl. Seide. Nicht nur für Kleidung, auch für Handtücher, Wäsche, Putzlappen, Bindfäden, etc. aus biologisch abbaubaren Materialien verwenden. Putzlappen lassen sich auch aus alten Laken oder ausrangierter Kleidung herstellen.

Energiebedarf

Verwende ich Ökostrom aus regenerativen Energiequellen von Hamburg Energie. Es ist ein lokaler Lieferant. Ich hatte auch mal Naturstrom, die hatten damals die größte Wiederinvestitionsrate, und bin dann aber später auf den regionalen Anbieter umgestiegen. Außerdem habe ich ein Solarpanel, damit lässt sich auf Reisen das Mobiltelefon sehr gut aufladen.

Elektrogeräte

Schwieriges Thema. Die generelle Frage ist eigentlich immer: brauche ich das wirklich? Oder ist es gerade nur hipp, wird gehypt, wird mir ein „musst du haben“ mit Werbung und Influencern suggeriert? Meist braucht man das Gerät nicht. Generell ist wichtig: die Dinger brauchen viel Energie und meist seltene Erden in ihrer Herstellung. Auch wichtige Frage: wie wird es entsorgt? Landet es als Müll in Indien oder Afrika auf irgendwelchen Kippen? Oder kann es zerlegt und wiederverwendet werden? Wer macht das dann?

Diese Liste ist selbstverständlich nicht vollständig. Vielleicht ergänze ich zu einem späteren Zeitpunkt. Wenn Du Ideen zur Ergänzung hast, freue ich mich über einen Kommentar.


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