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Mitarbeitermotivation 3.0 ???

Ich habe mir vor 2 Tagen einen Vortrag angehört zum Thema Mitarbeitermotivation. Der Sprecher ist auch Autor des Buches „Management 3.0“ und ich war gespannt, was es Neues zum Thema Führungskräfte, Mitarbeitermotivation und Unternehmensorganisation gibt.  Um es vorweg zu nehmen: ich fand den Vortrag dünn, oberflächlich, selbstdarstellerisch und langweilig. Mir hat zum einen das große Gesamtbild gefehlt (das mag an meiner Auffassungsgabe liegen oder daran, dass der Sprecher sein Gesamtbild in 1 Stunde nicht vermittelt bekommen hat. Mir ging es mit dieser Einschätzung nicht allein so.) und zum anderen empfand ich es als eine Vorstellung und Zusammenstückelung verschiedener (psychologischer) Modelle, die alle nicht der wirklich große Bringer waren. Was daran „3.0“ sein sollte, ist mir nicht klar geworden, ich habe nichts wirklich neues entdeckt.

Insbesondere in Erinnerung geblieben ist mir eine Grafik, die ungefähr so aussah:

(c) Christel Sohnemann

Der Sprecher brachte solch ein Bild zum Thema Mitarbeitermotivation und er sprach dazu, er habe überlegt, ob er statt des Hundes einen Software-Entwickler darstellen sollte und statt des Knochens Mircosoft-Zertifikate. Er erzählte davon, dass man früher schon Affen so dressiert habe, dass man ihnen immer eine kleine Belohnung gegeben habe, wenn sie etwas getan hätten, was sie tun sollten.
Ich wartete darauf, dass sich herausstellte, dass der Sprecher das alles ironisch meinte. Doch ich musste feststellen, dass es ihm ernst war.
Manager aufgepasst: ihr werdet mit Affendompteuren verglichen.
Alle Nicht-Manager: ihr seid dann wohl die Primaten.
Aussage des Sprechers und der Grafik: gebt den Mitarbeitern kleine Belohnungen, damit sie sich in die Richtung entwickeln, die ihr wollt. Sperrt Zäune in der anderen Richtung auf, die unerwünscht ist.

Was ist daran 3.0? Zäune gibt es nun schon seit vielen Jahrhunderten: sie tragen die Formen von Peitschen, Rohrstöcken, In-die-Ecke-stellen, Abmahnungen, Drohungen, Entlassungen, Erniedrigungen, Auslachen, Bloß-stellen, Mobbing in aller Coleur, Beschimpfungen, Beschuldigungen, Erpressungen jeder Art.
Knochen gibt es auch schon viele, viele Jahrhunderte: Zuckerbrot, Belohnungen, Süßigkeiten, Fleißpunkte, Lob, Auf-den-Sockel-stellen, Prämien, Gehaltserhöhungen, Incentives, offene Karrierepfade, Belobigungen, usw.

Wohin das führt, können wir in unserer Gesellschaft gut beobachten: Hierarchien; eine soziale Schere, die sich immer weiter aufspannt; Gewalt jeder Art.

Was ich vermisse? In erster Linie und ganz grundsätzlich, dass Mitarbeiter bei diesem Ansatz als mündige und selbstbestimmte Menschen betrachtet werden, die in der Regel sehr wohl und sehr gut wissen, was gut für sie ist (und ihr Umfeld) und was nicht. Hat der Sprecher schon einmal von Kants kategorischem Imperativ gehört? Einige Jahrhunderte ist das inzwischen her, und ich dachte, es sei inzwischen selbstverständlich geworden, einen jeden Menschen als selbstbestimmtes, selbstverantwortliches Wesen zu betrachten: Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit (Kant).

Was ich auch vermisse, ist der Gedanke der gemeinschaftlichen Verantwortung aller für ein Unternehmen. Die Metapher mit dem Hund, dem Zaun und dem Knochen hinkt für mich. Kein Mensch (auch kein sogenannter Manager) kann für sich (oder für seine Kreise) von sich behaupten, die alleinige Weisheit über eine Unternehmensstrategie und den Mitarbeitereinsatz gepachtet zu haben. In der heutigen Zeit ist das Mitdenken aller gefragt; wir kommen ohne das Zusammenführen unterschiedlicher Perspektiven nicht mehr aus. Mir fehlt, um mit dem Bild zu sprechen, dass die gute Spürnase des Hundes genutzt wird. Er weiß in der Regel gut, wo das liegt was gut für ihn ist. Ich vermisse die Selbstreflexion in diesem Bild. Wer legt den Knochen aus und woher weiß diese Person, dass es die richtige Richtung ist?

Wenn das Management 3.0 ist, dann müssen wir wohl noch eine Versionsnummer warten, bis etwas wirklich neues kommt.  Und vielleicht ist es eine gute Idee, nicht auf die Blender mit den neuen Versionsnummern zu warten. Vielleicht beginnt der Wandel ja eher im kleinen.

Auf gewisse Weise hat mich dieser Vortrag sehr inspiriert, dafür bin ich dankbar. Ich werde hier an dieser Stelle von Zeit zu Zeit einige Gegenentwürfe zu „3.0“ umreißen. Das sind Gedanken von mir, wie ich mir einen Wandel auch an unseren Arbeitsplätzen vorstellen kann.

Kommentare

2 Antworten zu „Mitarbeitermotivation 3.0 ???“

  1. Avatar von Erik Hogrefe
    Erik Hogrefe

    😀

    frage mich, ob der Vortragende „3.0“ richtig verstanden hat… werde mich damit beschäftigen.

    Danke für die humorvolle Abhandlung und die Inspiration!

    Viele Grüße
    Erik Hogrefe

  2. Avatar von Gabriel

    Beim Thema „Motivation“ verweise ich gern auf folgenden Film: http://www.youtube.com/watch?v=u6XAPnuFjJc

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