Vorige Woche waren die Mentoring- und Assessmenttage in Niederkaufungen. Ich habe an diesen Tagen mit dem Assessment meinen GFK Zertifizierungsweg abgeschlossen. Ich hatte ja bereits auf Facebook darüber berichtet und ich bin von einer tiefen Dankbarkeit erfüllt für diesen Weg und für alle Menschen, die mich auf diesem Weg begleitet und unterstützt haben: sei es als TrainerInnen, als Mit-Lernende in Seminaren, als KollegInnen, als TeilnehmerInnen meiner eigenen Seminare! Ich selbst habe das erste Mal im Sommer 2007 von der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) gehört und es war damals ein fasziniert-sein und vorsichtig-sein gleichzeitig. Was ich damals nicht wusste war, welch intensiver persönlicher Entwicklungsweg gestartet war und was ich erst recht nicht ahnte war, zu welchen Meilensteinen und zu welchen wichtigen Punkten in meinem Leben mich dieser Weg führen wird. All das waren ganz wichtige Schritte für mich, die ich nicht mehr missen möchte.
Für mich hat der Zertifizierungsweg letztendlich gut 2 Jahre gedauert von der Kandidatinnenregistrierung bis zum Assessment. Bis ich mich zertifizierte Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation (CNVC) nennen werde, wird es wohl auch noch ein paar Wochen, vielleicht sogar Monate dauern, denn nun sind noch einige Formalitäten mit dem Büro in den USA zu erledigen und die Frau, die sich um die frisch aus einem Assessment purzelnden TrainerInnen kümmert und die Formalitäten bearbeitet, hat eine Halbtagsstelle und mach den Job allein für alle Trainer weltweit. Sie hat sicherlich sehr viel zu tun.
Wie war dieser Zertifizierungsweg für mich? In erster Linie war es eine sehr wundervolle und intensive Zeit des persönlichen Lernen und Wachsen. Nichts davon will ich missen. Formal sind natürlich auch viele Dinge zu erledigen: mind. 50 Seminartage besuchen (ich habe weit mehr als das), eigene Kurse geben und beschreiben was man dabei gelernt hat, über eine längere Zeit hinweg regelmäßig Tagebuch schreiben, mind. 10 qualifizierte (textuelle) Teilnehmerfeedbacks einholen und Stellungnahmen dazu schreiben, mind. 10 qualifizierte (textuelle) Kollegenfeedbacks einholen und Stellungnahmen dazu schreiben, Assistenzen bei zertifizierten Trainern machen, das eigene Verständnis aller Schlüsselunterscheidungen aufschreiben, aufschreiben wie man den sozialen Wandel zu einer friedvolleren Welt mitgestalten möchte, aufschreiben was für einen selbst GFK mit Spiritualität zu tun hat. Das war insgesamt betrachtet ziemlich viel zu tun und wenn ich nun 2 Jahre seit der Registrierung dafür benötigt habe, dann ist das relativ flott. Alles in allem hat jedoch die Zertifizierung weniger mit den Formalitäten zu tun, die zweifelsohne elementar sind. Vielmehr geht es auch darum, eine Haltung der Liebe und des Mitgefühls in das eigene Leben zu integrieren. Ich hatte an anderer Stelle bereits über diese Haltung geschrieben. Die eben beschriebenen formalen Schritte auf dem Zertifizierungsweg sollen darin unterstützen, diese Haltung in das eigene Leben zu integrieren. Ich habe viele Menschen, die überlegen diesen Weg zu gehen, klagen gehört über den Umfang der Dinge, die zu tun sind. Für mich war es Anfangs auch eine ziemliche Auseinandersetzung mit dem Thema, ich fand es z.B. entsetzlich, wenn jemand anderes mein Tagebuch lesen sollte und hatte Sorge um meine Privatheit und Angst vor Bewertung. Das war damals wohl mein erster Schritt, mich mit dem Thema „Haltung“ auseinander zu setzen (ich kam irgendwann auf die Idee, 2 Tagebücher zu führen – eins für die Zertifizierung und ein anderes – und damit war eine Lösung für mich gefunden).
Ich habe dann ziemlich schnell gemerkt, dass der Zertifizierungsweg, so wie ich ihn verstand, eine für mich großartige Einladung war zum Lernen und Wachsen. Letztendlich hat er mich dazu eingeladen Dinge zu tun, die ich vermutlich sonst nie getan hätte. Diese Dinge haben mich auch an meine Grenzen gebracht. Doch da Wachsen und Neuland-betreten immer nur an den eigenen Grenzen möglich ist (alles innerhalb der eigenen Grenzen kennt man ja schon) und ich Veränderung wollte, tat mir dieser Weg sehr sehr wohl. Der Weg hat mich auch dazu eingeladen, mich umzuschauen welche Menschen in meiner Nähe sind, die mir wohl tuen und wen ich noch dazu haben möchte, um mir ein unterstützendes Netzwerk aufzubauen. Und der Weg war auch immer wieder Einladung, in eigenen intensiven inneren Prozessen mich mit den Sachen, die mir begegneten auseinander zu setzen und so die GFK „direkt vor Ort und für mich“ zu nutzen und auf diese Weise zu lernen. Und das Schöne ist: das ganze hört ja nicht auf. Konflikte und schwierige Situationen passieren ständig und damit hört auch das Lernen nicht auf. Wer will und wer sich nicht mit den Oberflächlichkeiten von „die anderen sind Schuld und gehören bestraft“ begnügen will, für den gibt es immer wieder und aufs Neue zahlreiche Möglichkeiten des Wachsen und des Ringens darum, friedliche Wege zu finden, die für möglichst viele Menschen passen.
Für mich hat dieser neue Abschnitt, der Abschluss des Assessment mit seinem Ritual und die Empfehlung zur Zertifizierten Trainerin eine sehr große Bedeutung. So ganz ist mir das noch nicht komplett in seinem ganzen Umfang bewusst, ich schätze meine Seele reitet noch auf einem Kamel hinterher auf dem Weg von Niederkaufungen zurück nach Hamburg. Doch was ich jetzt schon weiss ist, dass ich eine sehr große Dankbarkeit für diesen Weg des persönlichen Lernens und Wachsen empfinde. Wenn ich mir überlege, wo ich vor 6 Jahren stand und was jetzt ist, dann liegen dazwischen Welten. Was ich jetzt auch schon weiss ist, dass ich wirklich durch und durch Trainerin bin. Ich habe eine ganz ganz große Freude, Begeisterung und Leichtigkeit, wenn ich andere Menschen in ihrem Lernen und Wachsen begleite. Es gelingt mir einfach und das auch sehr gut, eine schützende Lernatmosphäre, einen haltenden Raum mit Leichtigkeit und Intensität gleichermaßen zu kreieren, wo Lernen Spaß macht. Und ich will damit einfach weitermachen, will nicht aufhören die Dinge zu tun, die mir selbst Spaß machen – und das ist nun mal andere Menschen zu begleiten. Was ich auch weiss ist, dass ich weiterhin in Unternehmen tätig sein will: Teams darin unterstützen wirklich Teams zu werden und in einer konstruktiven, wertschätzenden und authentischen Weise zusammen zu arbeiten. Führungskräfte darin unterstützen, dass sie sich als Coach ihrer Mitarbeiter verstehen. Konflikte mediieren, damit ein konstruktives bereicherndes Miteinander wieder möglich wird. Persönliche Weiterentwicklung von Mitarbeitern und Führungskräften fördern und Unternehmen darin begleiten zu Erfolgsorten zu werden, wo Menschen gern sind und aufblühen können. Und ich freue mich darauf, dass mich die GFK auf diesem Weg weiter begleiten wird.
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