Gewaltfreie Kommunikation, Coaching, Mediation in Hamburg.

Konflikte – ein Nachtschattengewächs

(c) Christel Sohnemann

Konflikte gedeihen nicht, wenn wir sie ans Licht holen, auf den Tisch legen und sie uns genau anschauen. Konflikte wachsen dann am besten, wenn wir versuchen, sie im Dunkeln zu lassen, uns nicht darum kümmern sondern wenn wir glauben unter den Teppich gekehrt sei alles verschwunden und aus der Welt.

Je intensiver ich mir Konflitke anschaue – meine eigenen schön dunkel gehaltenen  oder fremde Konflikte, die ich in Konfliktbearbeitungen begleite – desto klarer wird mir, dass die meisten Konflikte auf einem anfangs oft winzig kleinem Mißverständnis beruhen, das nicht gleich aus dem Wege geräumt wird und dann zu einem großen Thema anwächst.
Wir haben vielerlei gute Gründe, anfängliche Mißverständnisse nicht gleich zu klären. Manchmal glauben wir es sei nicht so schlimm. Oft gesellt sich die Angst oder Unsicherheit dazu: wir glauben unsere Position, Stärke, Ansehen, Vorteile zu verlieren und sprechen die Dinge nicht aus. Und ganz oft haben diese Ängste sehr alte, längst nicht mehr gültige Ursachen, die in unserer Vergangenheit liegen. Irgend etwas in unserem Unterbewußtsein glaubt, dass etwas schlimmes passiert, wenn wir aussprechen, was uns bewegt und wir versuchen würden für uns einzustehen und das Mißverständnis zu beseitigen. Erschreckend ist, wie schnell das gehen kann. Das ist der Moment, wo unsere Not wohl am größten ist. Es ist auch der Moment, wo der Konflikt die Kontrolle über uns gewinnt, wo wir nur noch ein Programm abspulen und eine ganz eigene Konfliktdynamik ins Rollen kommt.

Diese Konfliktdynamik habe ich versucht, mit diesen Zeilen zu umreißen:

Wenn Person X etwas tut
was Du nicht verstehst oder womit Du nicht einverstanden bist
und Du X nicht fragst, was seine Gründe sind
bist Du irritiert.

Wenn Du irritiert bist
und X etwas tut, womit Du nicht einverstanden bist
Und Du X nicht fragst, was seine Gründe sind
oder sagst
wie es Dir geht, damit X Dich versteht
sondern Du X interpretierst
dann ärgerst Du Dich bald.

Wenn Du ärgerlich bist
suchst Du
was X alles tut, womit Du nicht einverstanden bist
Wenn Du dann weiter X interpretierst
und X nicht fragst, was seine guten Gründe sind
wirst Du ärgerlicher.

Wenn Du ärgerlich genug bist
erzählst Du es anderen
und berichtest, was X so tut
womit Du nicht einverstanden bist.
Dann interpretiert Ihr gemeinsam X
bestärkt Euch in Eurem Ärger
Wenn Ihr dann nicht mit X sprecht
und fragt, was die Gründe seines Handelns sind
Wenn Ihr Euch selbst nicht erklärt
werdet ihr wütend.

Wenn ihr wütend seid
und dem X aus dem Wege geht
weil Ihr X als Grund Eurer Wut seht
werdet Ihr schauen, gemeinsam, was Ihr tun könnt
gegen den vermeintlichen Grund Eurer Wut.
Wenn Ihr dann nicht mit X sprecht
Euch erklärt
und fragt, was der Grund seines Handelns ist
sondern X interpretiert
werdet Ihr Euch Maßnahmen überlegen,
um Eurer Wut Luft zu machen.

Wenn Ihr Eurer Wut Luft macht und handelt
– auf Basis Eurer Interpretationen –

wird es jemandem weh tun
Euch selbst, dem X, jemand anderem.

Energiesparmaßnahme:
   Eigentlich wäre es leichter gewesen
   das Interpretieren zu lassen
   und zu fragen
   wer X wohl ist
   und was der Grund des Handelns war.

(Christel Sohnemann)

 

 


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Kommentare

2 Antworten zu „Konflikte – ein Nachtschattengewächs“

  1. Avatar von Markus Castro

    Liebe Christel,

    deine letzten beiden Postings haben mich sehr berührt und angesprochen!
    Ich mag es, die GFK mit Poesie zu verbinden und freue mich darauf, mehr von dir zu lesen!

    Lieber Gruß,
    Markus

    1. Avatar von Christel

      Danke sehr! Das höre ich sehr gern!
      Herzeliche Grützlis, Christel

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